Verdienen in St. Pauli - wohnen in einem Stadtteil, in dem die größte Aufregung die Sportschau ist

Ja, selbst die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung lies es sich nicht nehmen in der Ausgabe vom 04. März dieses Jahres über das neue Reisebüro an der Reeperbahn zu berichten.
Natürlich wurde in dem Artikel alles geboten, was der Leser von der Reeperbahn erwartet - breitnackiger Mann als Kunde, der selbstverständlich eine Kiezgröße ist, zur Eröffnung trugen einige Mädchen außer ihrem Slip nur Bodypaint, es kamen Tänzer aus den benachbarten Go-Go-Bars zur Eröffnung. Also, alles vorhanden, was sich Hilde und Hans in der Provinz unter St. Pauli vorstellen.
Aber, darum soll es in diesem Beitrag gar nicht gehen! Vielmehr soll es nur um eine Aussage der Betreiberin des Reisebüros gehen, die eigenlich für ganz viele Betreiber von Läden in St. Pauli zutrifft.

Geschäfte macht man in St. Pauli, aber wohnen tut man dort nicht. Die Auswirkungen der geschäftlichen Tätigkeit dürfen einzig und allein die BewohnerInnen des Stadtteils spüren. Diese Einstellung der Reisebüroeignerin wird leider von vielen Gewerbetreibenden in St. Pauli geteilt.
Von denen, die dafür sorgen, dass BewohnerInnen durch Musikimmissionen nicht schlafen können, von denen, die durch die Einführung von "Flatrate-Party´s" dafür sorgen, dass noch mehr Besoffene durch das nächtliche St. Pauli laufen und ganz besonders von denen, die den Stadtteil vom Schreibtisch aus vermarkten.
Wie oft habe ich von Kneipenbesitzern schon gehört, also wohnen möchte ich hier nicht! Es wäre wahrscheinlich eine endlose Aufzählung, wenn ich alle Gruppen einzeln aufführen würde, die in St. Pauli Geschäfte haben, aber niemals hier wohnen möchten.
Ich komme zu dem Schluss, dass diese Aussage von fast allen kommen könnte, die nicht in St. Pauli wohnen. Selbst von BesucherInnen des Stadtteils könnte diese Aussage stammen, zwar ein wenig abgewandelt, aber mit dem selben Ergebnis - "Saufen und feiern gerne, aber nicht wohnen".
St. Pauli BesucherIn nach durchzechter Nacht in Mallorca aufgegriffen (Beitrag vom 21.01.2007)
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kiezterror - 8. Apr, 00:01